Samen der Elsbeere stratifizieren

Anfang Oktober habe ich die ersten Elsbeeren gesammelt und die Samenkerne aus den Früchten entfernt. In einem Keimversuch habe ich getestet, ob diese ersten Kerne – ohne jede weitere Behandlung – schon keimen würden. Fehlanzeige! Kein einziges Körnchen hat einen Wurzelansatz gezeigt.

Der Versuch hat mir gezeigt, dass der Samen der Elsbeere unbedingt eine Stratifikation benötigt. Dabei will ich so vorgehen, wie ich schon in meinen letzten Beitrag geschrieben habe: „Stratifizieren in feuchtem Sand: zuerst zwei bis vier Wochen bei 20°C, danach weitere 16 Wochen bei 3°C bis 5°C“

Neben dieser Anleitung habe ich gelesen, dass Elsbeere nur keimt, wenn die Früchte bzw. Samen durch einen Vogeldarm wandern. Diesen Verdauungsprozess könnte man simulieren, indem man die Früchte vergärt. An anderer Stelle wird erwähnt, dass die Samen unbedingt Frost bräuchten.

Heuer habe ich so viele Früchte sammeln können, dass ich diese drei Versuche parallel laufen lassen kann:

  1. Samen aus den Früchten entfernt, gereinigt und getrocknet (ohne weitere Behandlung)
  2. Früchte eine Woche bei -18 °C eingefroren und dann erst die Samen entfernt
  3. Früchte etwa 10 Tage im Heizungskeller vergoren und dann erst die Samen entfernt
Samen der Elsbeere

Von jeder dieser drei Gruppen habe ich 100 Kerne in feuchten Sand gelegt. Damit starte ich nun die erste „Warmphase“ der Stratifikation bei Zimmertemperatur.

Die im feuchten Sand eingelegten Samenkörner

Die nächsten zwei bis vier Wochen bleiben diese Döschen bei Zimmertemperatur stehen und kommen dann für weitere 16 Wochen in den Kühlschrank.

Mastjahr bei der Elsbeere

In der Forstwirtschaft bezeichnet Mast die Früchte von Laubbäumen wie Buche, Eiche und Kastanie, aber auch die Früchte von Wildobstbäumen wie Wildbirne, Mehlbeere oder eben der Elsbeere.

Die Fruchtbildung dieser Laubbäume ist nicht jedes Jahr gleich. In den meisten Jahren werden gar keine oder nur sehr wenige Früchte gebildet; in Mastjahren dagegen sehr viel.

Die sich ändernde Fruchtbildung ist eine Überlebensstrategie der Laubbäume. In mageren Jahren mit wenig Samen können sich Fraßfeinde wie Mäuse und Wildschweine nicht stark vermehren. Setzt dann ein Mastjahr mit einem Überangebot von Samen ein, bleiben genügend Samen übrig, um die nächste Baumgeneration zu begründen.

Die Samenbildung in einem Mastjahr kostet dem Baum sehr viel Energie. Deswegen ist in solchen Jahren die Holzproduktion deutlich verringert, was man an engen Jahresringen ablesen kann.

Je nach Baumart und Region gibt es ein Mastjahr nur alle sechs bis acht Jahre.

Zwei Elsbeeren in unserer Nähe tragen in diesem Jahr sehr viele Früchte, und ich habe die Gelegenheit genutzt, die ersten reifen und tiefhängenden abzupflücken.

Im Internet habe ich einen Beitrag zur Vermehrung der Elsbeere gefunden, an den ich mich halten will, da meine eigenen Keimversuche in der Vergangenheit gescheitert sind. Den Artikel „Erhaltung und Vermehrung einer seltenen und wertvollen Baumart“ haben Karolina Faust und Barbara Fussi geschrieben.

Danach soll die erfolgreiche Aufzucht aus Elsbeeren-Samen so funktionieren:

  • Früchte Ende September bis Anfang Oktober ernten
  • Fruchtfleisch in einer Passiermaschine entfernen
  • Samen reinigen und auf 10 % Feuchte trocknen. Die Samen sind dann bei 5°C vier bis sechs Jahre lagerfähig.
  • Stratifizieren in feuchtem Sand: zuerst zwei bis vier Wochen bei 20°C, danach weitere 16 Wochen bei 3°C bis 5°C
  • Das Stratifizieren kann man sich ersparen, wenn man die eingelagerten Samen im Juli aussät und die natürliche Stratifikation der winterlichen Witterung überlässt.
  • Die Keimfähigkeit liegt bei 75%.

Ich bin gespannt, ob ich nach dieser Methode erfolgreich Elsbeeren keimen lassen kann.

Die Elsbeere mit einem Überangebot an Früchten
Die Samen der Elsbeere vom Fruchtfleisch befreit und gereinigt