Vor ein paar Tagen bin ich beim Internet-Stöbern auf einen sehr interessanten Beitrag der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) auf www.waldwissen.net gestoßen. In diesem Beitrag geht es um das Waldumbauprojekt ANALOG, in dem auch meine Forstbetriebsgemeinschaft mit eingebunden ist.
Ausgehend von den drei Klimaparametern „Sommertemperatur“, „Sommerniederschlag“ und „Wintertemperatur“ entwickelt man Zukunftsszenarien, wie sich das Klima bis 2100 entwickeln könnte. Dabei modelliert man einen „extrem milden Klimawandel“ (RCP 2.6), einen „milden Klimawandel“ (RCP 4.5) und einen „starken Klimawandel“ (RCP 8.5).
Für Roth (Mittelfranken) ergibt sich je nach Szenarium diese Temperaturzunahme bis 2100

Im nächsten Schritt sucht man Regionen in Europa, in denen es heute schon das Klima gibt, welches wir in den nächsten Jahrzehnten bei uns erwarten und markiert diese Gebiete auf einer Karte farbig. Für einen angenommenen „starken Klimawandel“ (RCP 8.5) ergibt sich dann diese Karte:

Die Karte ist nun so zu lesen: Im Jahr 2040 (grüne Markierung) erwartet man für Roth das Klima, das heute schon in Haguenau herrscht und im Jahr 2080 (orange Markierung) erwartete man für Roth das Klima, das es heute in Sérézin du Rhone gibt.
Ein Wanderung entlang der Farbpunkte von Blau über Grün, Gelb, Orange nach Rot nennt man Trajektorie. Sie ist nichts anderes als eine Zeitreise in unsere Klimazukunft. Ist man schließlich in Beauvallon (Südfrankreich) angekommen, kann man dort heute schon die Baum- und Pflanzenarten beobachten, die sich im Jahr 2100 vermutlich bei uns in Mittelfranken wohl fühlen werden.
Auch wenn dieses Modell seine Schwächen hat, weil z. B. der vorherrschende Boden nicht berücksichtigt wird, bietet es aus meiner Sicht doch interessante Einsichten und mögliche Handlungsempfehlungen.
Im ANALOG-Projekt geht man nun noch einen Schritt weiter und schaut, welche Baumarten in den farblich markierten Analog-Gebieten heute schon vorkommen. Die Häufigkeit übertragt man in ein Diagramm, das man „Eiszapfendiagramm“ nennt.

Mit Stern (*) sind die drei häufigsten Baumarten markiert. Heute (2020) sind das in Roth die Kiefer, Buche und die Traubeneiche. Im Jahr 2040 fällt die Kiefer aus, dafür rückt die Hainbuche nach. 2060 verschwindet die Buche aus den Top 3. Der Wandel setzt sich fort bis 2080. Dann sind die vorherrschenden Baumarten die Flaumeiche, Robinie und Manna-Esche.
Aus dem „Eiszapfendiagramm“ folgt nun noch eine Risikoeinschätzung der einzelnen Baumarten, die in dieser Tabelle zusammengefasst ist.

Das Vorgehen im ANALOG-Projekt gefällt mir sehr gut. Trotzdem bleiben noch ein paar Fragen offen, wenn z. B. die Esche in der Gruppe „Sicherheit“ auftaucht. Die Esche ist doch aktuell vom Eschentriebsterben bedroht. Und was ist mit anderen zur Zeit häufig diskutieren Baumarten wie z. B. Küstentanne oder Atlas-Zeder?
Auf jeden Fall ein toller Artikel, den man hier vollständig lesen kann: ANALOG – Waldzukunft zum Anfassen – waldwissen.net